Offener Brief an den Senat

An den Regierenden Bürgermeister von Berlin
An die Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung
An die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Müller,
sehr geehrte Frau Senatorin Kalayci,
sehr geehrte Frau Senatorin Popp,

mit allergrößter Sorge wende ich mich heute mit diesem offenen Brief an Sie, um Ihnen die dramatischen Auswirkungen der Corona-Krise auf unseren Berufsstand darzulegen. Ich bin mir bewusst, dass die jetzige Krise unsere Gesellschaft insgesamt erheblich trifft und kleine und mittlere Betriebe vor ganz erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen stellt.

Danken möchte ich deshalb an dieser Stelle dem gesamten Senat unter Ihrer Führung, dem Krisenstab und allen beteiligten Akteuren in Ihren Häusern für schnelle und unbürokratische Hilfen.

Dennoch ist die besondere Lage der Berliner Zahnärztinnen und Zahnärzte offenbar nicht, oder nicht hinreichend bekannt. Täglich erhalten wir unzählige besorgte E-Mails und verzweifelte Anrufe von Mitgliedern, die uns die drohende Notlage sehr eindrücklich schildern und die sich auch von der Politik allein gelassen fühlen. In den bislang geschnürten Rettungspaketen der Bundesregierung werden zwar die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten benannt, allerdings sind die Zahnärztinnen und Zahnärzte nicht als Adressaten der Hilfsmaßnahmen aufgenommen worden.

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, sehr geehrte Senatorinnen,

in unseren Praxen brechen die Patientenzahlen ein. Bis zu 80% der geplanten Behandlungen, der Vorsorgen oder der notwendigen Eingriffe wurden und werden von unseren Patientinnen und Patienten aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus abgesagt. Nahezu 100% der Professionellen Zahnreinigung wurden storniert und eine Besserung dieser Situation vor Ablauf des kommenden Quartals wird sich sicher nicht einstellen – auch wenn wir dies gemeinsam hoffen.

Die wirtschaftliche Lage unserer Praxen ist dramatisch. Die Entwicklung steht gerade erst am Anfang einer Abwärtskaskade von nur schwer einzuschätzenden Ausmaßen. Damit verbunden ist nicht nur ein finanzielles Desaster der Zahnärztinnen und Zahnärzte, sondern in ganz großem Maße auch unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unsere Zahnarztpraxen und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Familien stehen jetzt schon mit dem Rücken zu Wand. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte mit ihren Praxisteams stellen eine unverzichtbare Größe in der medizinischen Versorgung aller Berlinerinnen und Berliner da. Diese Gruppe von Angehörigen der Heilberufe und wichtigen Akteuren des Gesundheitswesens aus dem Rettungsschirm auszunehmen wird dramatische Folgen haben, die mittelfristig das Land Berlin finanziell stark belasten wird.

Ich appelliere deshalb im Namen der Berliner Zahnärzteschaft und unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass Sie sich bitte im Bundesrat dafür einsetzen, dass Zahnarztpraxen bei dem im COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetz zugesagten finanziellen Rettungsschirm ebenfalls aufgenommen werden. Denn in dem am gestrigen Mittwoch (25.3.2020) im Eilverfahren verabschiedeten Gesetz verspricht die Bundesregierung finanzielle Ausfallhilfen für die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für Gesundheitseinrichtungen, u. a. für Krankenhäuser, Ärzte, Pflegende oder Psychotherapeuten. Für die Zahnärzteschaft gilt dies aus nicht nachvollziehbaren Gründen hingegen nicht! Eindringlich bitten wir Sie vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Auswirkungen:

Nehmen Sie unseren Berufsstand in das vom Bundestag beschlossene Hilfspaket für Gesundheitseinrichtungen auf!

Wir stehen in der Bewältigung dieser enormen Krise fest an Ihrer Seite. Wir sind dem Wohl unserer Patientinnen und Patienten verpflichtet und halten unter schwierigsten Bedingungen an der Versorgung fest – auch wenn diese angesichts wegbleibender Patientinnen und Patienten wirtschaftlich sehr herausfordernd ist.

Wir bitten Sie als unseren Bürgermeister und unsere Senatorinnen, setzen Sie sich für Ihre Berliner Zahnärztinnen und Zahnärzte ein!

Ich wünsche Ihnen im Namen der Berliner Zahnärztinnen und Zahnärzte, des gesamten Vorstands der Zahnärztekammer Berlin – und auch ganz persönlich – gute Gesundheit, Bedacht in allen Entscheidungen und Weitsicht für unserer Stadt.

Mit allen guten Wünschen und herzlichen Grüßen

Ihr Dr. Karsten Heegewaldt
Präsident der Zahnärztekammer Berlin

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